Wie euch vielleicht in letzter Zeit aufgefallen ist, bewerben Plakate und weitere Öffentlichkeitskampagnen der Stadt Kiel derzeit die Stoffwindel-Förderung. In Kiel kann nämlich nun einmalig ein Zuschuss beim Kauf neuer Stoffwindeln beantragt werden. Unser Verein engagiert sich für die Abfallvermeidung, vermittelt und berät, um die Abfallvermeidung in diversen Bereich umsetzen und ausbauen zu können. Im Frühjahr 2021 wandten sich daher eine junge Mutter, die sich für Stoffwindeln interessierte, und ein Experte von www.deine-stoffwindel.de auf der Suche nach Austausch zu finanziellen Fördermöglichkeiten an unseren Verein. Im Rahmen unserer regelmäßigen Austauschformate mit den Projektbeteiligten vom Zero Waste Cities Projekt (Umweltamt) der Stadt Kiel haben wir anschließend den Kontakt zu den Stoffwindel-Interessierten hergestellt und die Bitte um finanzielle Unterstützung bei der Nutzung von Stoffwindeln weitergeleitet. Da die Maßnahme der Stoffwindelförderung bereits im Zero Waste City-Konzept verankert war, wurde Sie auf diese Initiative hin zeitlich vorgezogen und von der Ratsversammlung im Dezember 2021 bewilligt.
Was sind eigentlich Stoffwindeln und wie funktionieren sie?
Was für uns heute eventuell sonderbar klingt, war in Deutschland bis zu den siebziger Jahren ganz normal: Das Wickeln mit langlebigen Stoff- anstatt Einwegwindeln. Es wurden verschiedene Stoffwindelkonzepte entwickelt, allerdings bestehen alle aus denselben Komponenten: Der Nässeschutz ist eine aus PUL-Stoff oder Wolle bestehende Membran und verhindert das Austreten von Nässe, sodass die Kleidung des Kindes trocken gehalten wird. Das Saugmaterial wird aus Hanf, Baumwolle, Bambusviskose oder Polyester hergestellt. Je nach Materialart variieren die Aufnahmemenge und -geschwindigkeit. Als Windelverschluss werden Klettverschlüsse, Bänder oder Druckknöpfe eingesetzt. Benutzte Windeln können bis zu drei Tagen in einem Windeleimer aufbewahrt werden. Anschließend sollten diese idealerweise mit Vorwäsche zwei bis drei Stunden auf 60 Grad gewaschen werden.
Welche Vorteile bietet die Stoffwindel gegenüber der herkömmlichen Einwegwindel?
Die Nutzung von Stoffwindeln verursacht deutlich weniger Müll als die Nutzung von Einwegwindeln. Kinder benötigen bis sie ins Trockenalter gelangen zwischen 5.000 und 6.000 Wegwerfwindeln, was rund einer Tonne Abfall entspricht. Pro Geburtsjahrgang entstehen so 740.000 Tonnen Windelmüll. Da Recycling-Prozesse sehr komplex sind, werden die benutzten Windeln in Deutschland in der Regel verbrannt. In anderen Ländern werden die Windel-Abfälle auf Deponien gelagert, wo sie sich binnen 400 Jahren zersetzen. Die Windeln aus Stoff hingegen werden oft wiederverwendet und können an Geschwister übergeben oder weiterverkauft werden.
Zudem bieten Stoffwindeln ebenso gesundheitliche Vorteile. So fördert die bei Stoffwindeln genutzte Wickeltechnik die Nachreifung der häufig noch unreifen Hüften, mit denen Babys zur Welt kommen. Zusätzlich verursachen Einwegwindeln aufgrund ihrer Undurchlässigkeit Wärme- und Flüssigkeitsstaus, welche das Wachstum von Bakterien, Keimen oder Pilzen begünstigen. Beim Aufsaugen von Flüssigkeiten entziehen die Einwegwindeln ungünstiger Weise auch schützende Hautfette, sodass im Herstellungsprozess spezielle Lotionen auf die Windeln aufgetragen werden, um dem Effekt entgegenzuwirken. Solche Lotionen können Chemikalien wie erdölbasiertes Paraffin enthalten. Auf lange Sicht erweisen sich wiederbenutzbare Windeln als kostengünstiger. Viele Eltern freuen sich darüber hinaus über die vielfältigen und individuellen Designs der Stoffwindeln.
Wie viel kosten Stoffwindeln? Welche Unterstützung gibt es von der Stadt Kiel?
Die Erstanschaffung der Stoffwindeln kostet einmalig 350 bis 800 Euro. Für die Waschgänge fallen jährlich Kosten von rund 50 Euro an. Mit einem durchschnittlichen Stückpreis für 25 Cent pro Einwegwindel und die über die Jahre benötigte Anzahl bezahlen Eltern 1.500 Euro und die entsprechenden Entsorgungskosten für den Restmüll. Das bedeutet, dass Eltern, die Stoffwindeln nutzen, zwischen 350 und 800 Euro einsparen.
Aufgrund der erfolgreichen Vermittlung zwischen den Stoffwindelexpert*innen und dem Projektteam Zero Waste Cities der Stadt Kiel, ist es nun möglich, einen Antrag für einen Zuschuss in Höhe bis zu 200 Euro einzureichen. Wie das Verfahren abläuft, ist auf der Website der Stadt Kiel festgehalten: https://www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/zerowaste/stoffwindeln.php
Falls Euch das Thema interessiert und ihr mehr über die Stoffwindeln erfahren wollt, erhaltet ihr auf www.deine-stoffwindel.de ausführliche Informationen.
