Die Lüge vom „Chemischen Recycling“*

Die Lüge vom „chemischen Recycling“*: Ein kritischer Blick auf vermeintliche Lösungen ( Erläuterung der brandneuen Infografik von Zero Waste Europe und Rethink Plastik)

In einem fiktiven Szenario irgendwo in Europa taucht der Superheld „Chemical Recycling“ Man auf, um das Plastik Problem zu lösen. Seine Botschaft? Wir können weiterhin unbeschwert Plastik produzieren und konsumieren. Doch halt! So einfach ist es nicht.

Der Mythos der „Wunderlösung“

„Chemical Recycling“ Man behauptet, dass durch chemisches Recycling ein Öl produziert wird, das wieder in den Produktionsprozess eingebracht werden kann. Das klingt auf den ersten Blick verlockend. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese Behauptung als Trugschluss. Chemisches Recycling, auch Pyrolyse genannt, ist ein komplizierter Prozess, der nur begrenzt nutzbare Produkte liefert. Die Petrochemie-Industrie verspricht oft „jungfräulich“ reines Plastik durch diesen Prozess – eine Behauptung, die nicht haltbar ist.
Die Realität hinter Pyrolyseöl

Pyrolyseöl, das Ergebnis des chemischen Recyclings, ist weit davon entfernt, rein zu sein. Es enthält zahlreiche Verunreinigungen, die es schwer machen, dieses Öl direkt in die Kunststoffproduktion einzubringen. Selbst wenn das Öl gereinigt wird, reicht die Menge nicht aus, um die ständig steigende Nachfrage nach Plastik zu decken. Somit ist das chemische Recycling keine nachhaltige Lösung.

Die Täuschung durch die Petrochemie

Unser „Chemical Recycling“ Man genießt ein Getränk namens Naphtha – eine Mischung aus Rohöl und fossilen Brennstoffen. Diese symbolische Szene verdeutlicht die Abhängigkeit des chemischen Recyclings von der Petrochemie. Anstatt das Plastik Problem zu lösen, verschärft es die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen.

Der letzte Ausweg

Chemisches Recycling wird oft als Allheilmittel angepriesen, sollte jedoch als letzter Ausweg betrachtet werden. Die tatsächlichen Lösungen liegen in der Reduktion des Plastikverbrauchs, der Wiederverwendung und dem mechanischen Recycling. Dies sind die effektivsten Wege, um die Plastikflut einzudämmen und die Umwelt zu schonen.

Fazit

Der Kampf gegen die Plastikverschmutzung erfordert mehr als technische Tricksereien und trügerische Versprechungen. Es ist an der Zeit, echte Lösungen in Angriff zu nehmen und den Fokus auf Nachhaltigkeit zu legen. Chemisches Recycling mag in einigen Fällen hilfreich sein, sollte aber nicht als Hauptstrategie verfolgt werden. Wir müssen unser Konsumverhalten ändern und innovative Ansätze fördern, die wirklich einen Unterschied machen.

Mehr Informationen zu nachhaltigen Lösungen und der Problematik des chemischen Recyclings finden Sie auf Zero Waste Europe und in diesem Bericht.

Position des Zero Waste Kiel Verein

Das sog. chemische Recycling macht bestenfalls nur als Alternative zur Verbrennung nicht weiter sortenrein trennbarer und somit nicht direkt stofflich verwertbarer Kunststoffe einen Sinn.
Voraussetzung für eine sortenreine Trennung zur direkten stofflichen Verwertung ist die Reduzierung der zur Anwendung kommenden Kunststoffe auf ein paar wenige möglichst reine Materialien.
Im Hinblick auf die zu erreichende Klimaneutralität dürfen Kunststoffe nicht mehr aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Zudem müssen sie aus den bekannten Gründen unbedingt bioabbaubar sein. Was nicht heißt, dass für diese damit die Abfallhierarchie nicht mehr gilt. Die Vermeidung hat also weiterhin Vorrang vor der Verwertung und der Beseitigung.

*eigentlich: chemische Rückgewinnung! (Chemical Recovery)

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