Der Zero Waste Gedanke übertragen auf die Bereiche Architektur und Design

Bei dem Thema Zero Waste steht nicht nur, wie derzeit bei der Nachhaltigkeitsentwicklung die Thematik des Recyclings und der Nachhaltigkeit im Vordergrund, sondern auch die Reduktion auf das Wesentliche und der Verzicht auf konsumbedingten Überfluss.

10.000 Gegenstände umgeben uns derzeit.
Um 1900 waren es noch 400 Gegenstände.
(Prof. Dr. Hartmut Rosa Friedrich- Schiller-Universität Jena)

Global Footprint Network hat den Weltschöpfungstag für das Jahr 2015 mit dem Termin 13. August bestimmt. Dieses Jahr lag der Weltschöpfungstag bereits auf dem 8. August. Ressourcen, die wir ab dem 8. August bis zum Jahresende verbrauchen kann unsere Erde nicht mehr regenerieren.

Die Nachhaltigkeitsbewegung in der Architektur und im Design hat zu Zertifizierungssystemen geführt, die uns glauben lassen etwas Gutes zu tun, sobald wir Produkte und Gebäude mit entsprechenden Prüfsiegeln erstellen.
Als Bevölkerung wird uns damit signalisiert, dass wir beim Kaufen oder Verbauen eines solchen Produktes etwas für die Umwelt und die Menschheit tun.

Aber ist es tatsächlich so? Oder geht es hier nur um eine Alibifunktion, um so unser Wirtschaftswachstum weiterhin rechtfertigen zu können.

Der Psychologe und Soziologe Prof. Harald Welzer spricht in diesem Zusammenhang von Greenwashing der Unternehmen und unserer Gesellschaft.

Trotz neuer Gesetze und neuester Technologien verbrauchen wir mehr Flächen und mehr Energie als je zuvor.
(Ebert Thilo, Essig Nathalie, Hauser Gerd: Zertifizierungssysteme für Gebäude, München, Institut für Internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co, Edition Detail Greenbooks, 1.)

Die Nachhaltigkeitsdebatte ist eine gute Grundlage für den bewussteren Umgang mit unseren Ressourcen, aber meiner Meinung nach nicht weitgehend genug.
In der Architektur werden immer noch Gebäude durch Investoren geplant deren Mieter bei Planungsbeginn nicht feststehen. Die Gebäude sind nachhaltig und mit den neuesten technischen Möglichkeiten ausgestattet. Die Zertifizierung eines solchen Gebäudes macht das Bauen in diesem Kontext nicht besser. Denn die Ressourcen, die hier verschwendet werden, um Bedürfnisse nach einem neuen modernen Gebäude zu wecken, sind unwiderbringlich von der Erde verschwunden.
Der Leerstand von Büroflächen in Hamburg wird derzeit auf ca. 1,2 Millionen Quadratmeter geschätzt.
Nur sehr vereinzelt findet ein Umdenken bei Architekten und Designern statt, wenn es darum geht, weniger Ressourcen zu verwenden, um unsere Umwelt langfristig zu schonen.

Die Architekturbiennale in Venedig 2012 zeigt beispielhafte Projekte dafür, wie wir als Planer entscheidend dazu beitragen können, unsere Ressourcen zu schützen. Das Ausstellungsthema der Biennale war Reduce, Reuse Recycle. Hier wurden Projekte vorgestellt, bei denen Architekten und Auftraggeber bewusst einen anderen Weg beschritten haben, wenn es um Abfallreduzierung und einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien geht.

http://www.reduce-reuse-recycle.de/

Dipl. Ing. Arch. Sabine Schlüter

Kiel, den 3.10.2016

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