Alte Mu goes Zero Waste

Alte Mu Impuls-Werk e.V. auf dem Weg erste müllfreie Gemeinschaft in Deutschland zu werden

Heimathafen Herz initiiert Zusammenarbeit zwischen Zero Waste Kiel e.V. und Alte Mu Impuls-Werk e.V., zum Visionstreff en „Alte Mu goes Zero Waste“.

Die „Alte Mu“ mit über 61 Projekten und Initiativen, Start-Ups, Werkstätten und Permakultur, möchte in Zukunft auf geschlossene Kreisläufe bauen. Das wurde am 5. November beim 4. Visionstreffen des Alte Mu Impuls-Werk e.V. zusammen mit dem Zero Waste Kiel erarbeitet. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Vereinen initiierte Heimathafen Herz. Eine intensive Einführung in den Zero Waste Lifestyle setzte den Auftakt der Veranstaltung. In fünf Arbeitsgruppen wurden die wichtigsten Themen in Bezug auf Müllvermeidung diskutiert, mögliche Ziele erarbeitet und Ergebnisse präsentiert. Die Arbeitsgruppen wurden zuvor in sechsmonatiger Vorbereitung vom Zero Waste Kiel e.V. erarbeitet, mögliche Lösungen recherchiert und beim Visionstreffen angeleitet. So soll in Zukunft auf dem Gelände der Alten Kunsthochschule die Infrastruktur geschaffen werden, um Zero Waste Kreisläufe möglich zu machen und Besucher*innen der Alten Mu mit einzubinden.

Auch Veranstaltungen sollen weitestgehend müllfrei durchgeführt werden. Von Besucher*innen mitgebrachte Flaschen sollen in Zukunft konsequent am Eingang abgegeben und auf Einweg-Party-Utensilien wie Plastik-Halme verzichtet werden, indem Pfand auf Mehrweg-Utensilien genommen wird. So soll es auch einen Kreativ-Tag zum Thema Zero Waste geben, um zu testen, wie das Konzept bei den Besucher*innen angenommen wird. Außerdem will sich die Alte Mu darüber einig werden, welche nachhaltigen Materialien in Zukunft auf dem Gelände verbindlich genutzt werden können. Der Einkauf und die Versorgung der einzelnen Büros und Werkstätten sollen nach Möglichkeit zentralisiert werden und ein besonderes Augenmerk auf die nachhaltige Erzeugung und unverpackte Ware gelegt werden.

In Planung ist auch ein „Wertstoff-Café“, das als Lernort und zur Umverteilung von Wertstoffen dienen soll. Der Papiermüll und Gelbe Tonnen sollen so im ersten Schritt auf bis zu 50% reduziert werden, Restmüll möchte die Alte Mu möglichst komplett vermeiden und sucht hier noch nach geeigneten Lösungen und setzt vor allem auf kreative Ansätze und spielerisches Lernen. Weniger Müll, der in der Müllverbrennungsanlage landet, ist das Ziel, aber auch vor Ort soll in Zukunft auf offene Feuer weitestgehend verzichtet werden, denn zu oft verbrennt hier auch Müll, vor allem die hochgiftigen Zigarettenstummel.

Zeichnung: © Holly McKelvey www.holly-draws.com

 

Beide Vereine beweisen durch ihre Zusammenarbeit erneut, dass sie Vorreiter und Wegbereiter sein möchten, wenn es um nachhaltige Städteentwicklung geht! Dieser starke Entschluss der Alten Mu, die erste müllfreie Gemeinschaft Deutschlands werden zu wollen, ist ein Experiment, den Zero Waste Lebensstil für alle möglich zu machen.Von Anfang an gegen Müll Seit Bestehen stellt die Alte Mu Raum für Initiativen zur Verfügung, die sich um Müllvermeidung bemühen. So gibt es hier eine offene Werkstatt, die „Werkstatt Konsum“ und das Glückslokal: Als Vereinsmitglied können hier pro Besuch drei Teile mitgenommen werden. Es gibt Kleidung, Bücher und auch sonst alles, was das Herz begehrt. Vor Sach-Spenden kann sich das Glückslokal kaum retten. Das Konsumverhalten vieler Vereinsmitglieder hat sich geändert, seit sie im Glückslokal einen Zugriff auf den Überfluss der Gesellschaft bekommen. Hier möchte der Zero Waste Kiel e.V. anknüpfen. „Es ist bemerkenswert, dass die Alte Mu so viele Themen rund um Nachhaltigkeit geballt unter einem Dach vereint. Das ist nicht einfach, hat aber in Bezug auf Zero Waste viel Potenzial. Ihr habt den Willen, das habe ich heute bei unserem gemeinsamen Visionstreffen gesehen.“, sagt Marie Delaperrière abschließend nach sechs Stunden intensivster Zusammenarbeit. Gezielt sollen nun auch Projekte initiiert werden, die Kreisläufe schließen. Auch um Lücken in den bestehenden Kreisläufen zu finden und dafür Lösungen zu entwickeln, wurde das Visionstreffen zum Thema „Alte Mu goes Zero Waste“ einberufen. Zero Waste war also ein folgerichtiger Schluss, der erneut beweist, wie ernst der Alten Mu das Thema Nachhaltigkeit ist. „Darf ich jetzt noch mit Coffee-To-Go-Becher zur Alten Mu kommen?“, fragt sich da nun vielleicht die eine oder andere Person. Aber warum eigentlich, wenn auch vor Ort guter Kaffee ohne Pappbecher-Geschmack gekocht werden kann?

Der Zero Waste Kiel e.V. bietet auch hier überraschende Lösungsansätze und möchte die Alte Mu auch weiterhin bei der Entwicklung von einem kreativen Zero Waste Konzept begleiten. Ein enges Netzwerk Das bestehende Netzwerk aus Initiativen, Projekten, Werkstätten und Ateliers hat es möglich gemacht, komplexe Kreisläufe auf ihren kleinsten Nenner zu bringen. Wünschenswert wäre eine enge Kooperation mit Wissenschaftler*innen aus allen Bereichen, um Müllvermeidung auf dem Gelände der Alten Mu und in ganz Kiel voran zu treiben. Auch hier gibt der Zero Waste Kiel e.V. erste wichtige Impulse: die ehrenamtlich engagierten Vereinsmitglieder kommen aus ganz unterschiedlichen Kompetenzbereichen: Marie Delaperrière, als erste Gründerin eines Unverpackt-Ladens in Deutschland, kann mit der Unterstützung ihres Mannes Marc Delaperrière optimal den Einkauf und die Versorgung mit der Alten Mu erarbeiten. Erna Lange, Greenpeace Kiel, hat umfangreiches Wissen zu Mikroplastik in Kosmetik vermittelt und Sabine Schlüter Dipl. Ing. für Architektur, die im Rahmen des Muthesius Projektes der Muthesius Kunsthochschule, ein Gebäude entwickelt, das den Prinzipien des Zero Waste Gedanken unterworfen ist. Beide leiteten die Gruppe zum Thema Mikroplastik-Vermeidung. Volker Harbeck, der schon seit Jahren den MUDDI Markt vertritt und für nachhaltigeres Feiern auf der Kieler Woche sorgt, machte Feierstimmung in der Veranstaltungsgruppe. Patrice Ahmadi, der sich als Student der Energietechnik mit Nachhaltigkeit in Wohn- und Lebensräumen auseinandersetzt und Aila Maschmann, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei der BUNDjugend macht, beide konnten mit ihren vorhandenen Erfahrungen mit dem Alte Mu-Gelände die Infrastruktur-Gruppe begleiten und an bestehende Vorhaben der Alten Mu anknüpfen, das Gelände so zu gestalten, dass ein Verantwortungsgefühl für die vorhandene Natur auch bei Mitarbeitern und Gästen entsteht. Ute Goldbeck konnte als Angestellte bei den SWN Stadtwerken Neumünster die Alte Mu gut beraten mit der anschließenden Verwertung von Müll, der nach gelungener Umsetzung der neuen Infrastruktur noch in den Eimern der Alten Mu landet. Heimathafen Herz begleitete diese Gruppe und bildet weiterhin die Schnittstelle zwischen den beiden Vereinen. Auf der einen Seite muss sensibilisiert werden, was Zero Waste im Unterschied zu Mülltrennung und thermischer Verwertung eigentlich bedeutet, auf der anderen Seite gibt es Bedarf, die komplexen Strukturen der Alten Mu zu verstehen. So soll eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen den beiden Vereinen entstehen.

Auch eine Fragerunde gab es, in der Marion Voss vom ABK Rede und Antwort stand, darüber, was mit dem Müll eigentlich passiert, wenn er im Eimer landet. Von einem ersten müllfreien Netzwerk kann zunächst der Stadtteil, aber auch der Rest der Stadt profitieren. Ganz müllfrei geht es so schnell natürlich nicht. Es gibt viel zu tun, bis die Mülltonnen komplett verschwinden können. Als einer der ersten Schritte soll ein Trinkwasserbrunnen aufgestellt werden, der auch für Gäste zugänglich ist. „Das Visionstreffen hat uns gezeigt, dass wir unsere bisherige Definition von Nachhaltigkeit, im wesentlichen Bestandteil vertiefen müssen, nämlich Zero Waste in allen Arbeitsprozessen anzuwenden.“, sagt Friederike Kopp, Vorstandsmitglied des Alte Mu Impuls-Werk e.V. Besondere Freude äußert sie darüber, dass alle das Thema ernst genommen haben und die Lust, Dinge zu verändern in der Zusammenarbeit deutlich zu spüren war. Sie wünscht sich, dass die Arbeitsgruppen nun konkrete Ziele für diesen langen Prozess ausarbeiten. Der Alte Mu Impuls-Werk e.V. hat noch Größeres vor: auf dem Gelände soll in Zukunft Wohnen ermöglicht werden. Es wäre damit auch das erste Wohnprojekt, das in Zero Waste Kreisläufen gedacht wird. Die Alte Mu gibt damit einen besonderen Impuls in die Stadt.

Heimathafen Herz bewegt sich seit 2015 auf dem Gelände und unterstützt den Verein seit kurzem als „hauseigene“ Zero Waste Beraterin. Dank des Unverpackt-Ladens in Kiel, der erste Laden dieser Art in Deutschland, lebt sie seit etwa zwei Jahren fast plastikfrei. Der leer bleibende Mülleimer dient als Visitenkarte. Einen Vortrag für die Öffentlichkeit über das Visionstreffen hält Heimathafen Herz zusammen mit Marie Delaperrière, Vorstand des Zero Waste Kiel e.V. im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung am 16.11.2017 um 19:00 Uhr in der Alten Mu. Wer sich die Situation vor Ort anschauen will, oder sogar mithelfen möchte, besucht den Alte Mu Impuls-Werk e.V. im Lorentzendamm 6-8, 24103 Kiel. Jeden ersten Dienstag im Monat trifft sich dort auch der Zero Waste Kiel e.V., um 20:00 Uhr in der Thinkfarm.

Heimathafen Herz

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